Urlaubsfotos und Genuss

3500 Bilder wurden nach unserem Vietnam und Kambodscha Urlaub auf meinen Rechner übertragen. Ich stellte mir ernsthaft die Frage, ob ich die Länder in ihrem Ausmaß überhaupt erlebt oder nur ‚Klick Klick‘ gemacht habe. Gefühlt hatte ich die Momente mindestens genauso intensiv erlebt wie meine Mitreisenden. Doch schwirrt nach jedem Urlaub die selbe Frage in meinem Kopf herum, ob ich die Länder mal ohne Kamera erleben sollte. Doch ohne Kamera? Die Vorstellung ist kaum auszuhalten. 

Durch Zufall stieß ich auf einem Bericht in der ‚Gehirn und Geist'(http://www.spektrum.de/news/warum-urlaubsfotos-uns-gluecklich-machen/1418616) mit dem Titel „Warum Urlaubsfotos uns glücklich machen“ (Hintergrund | 04.08.2016 | Positive Psychologie).

Nicht selten werde ich gefragt, ob ich den Moment im Urlaub genießen kann oder wie bewusst ich den Urlaub erlebe. Die Frage habe ich mir spätestens gestellt, als ich meine erste Begegnung Unterwasser mit einem Walhai hatte. Nur mein Mann, die Kamera, der ca. 5 Meter lange Walhai und ich. Natürlich fotografiere ich sowohl über als auch Unterwasser was das Zeug hält und knipste nach einer anfänglichen Gefühlsexplosion sofort los. Mein Mann lies seine Kamera vorsichtshalber mal in der Tasche ? solche Momente lassen mich immer genau die oben aufgeworfe Frage überdenken. Mittlerweile glaube ich, dass ich solche Situationen anders aber die Details intensiver wahrnehme.

Ich mahne so oft, man solle vielmehr im Hier und Jetzt bleiben, doch ist dies beim Fotografieren überhaupt möglich? Der Artikel beschreibt eine Studie von Wissenschaftlern, die ihre Probanden in der Realität auf kleine Touren schickten oder auch im Labor überprüften. Die eine Hälfte sollte dabei Fotos machen die andere Gruppe nicht. Anschließend wurden alle Teilnehmer mit Hilfe eines Fragebogens dazu befragt, wie intensiv sie die Situationen wahrgenommen und wie sehr sie diese genossen hatten. Erstaunlicherweise zeigten die Ergebnisse, dass die Gruppe der ‚Fotografen‘ stärker in die Situationen vertieft waren und insgesamt mehr Spaß an den Aktivitäten hatten. Die Forscher nehmen an, dass genau diese intensive Beschäftigung mit der Situation die Laune beflügelt.

Die Forschergruppe ging noch weiter und untersuchte mit speziellen Brillen Probanden während eines Museumsbesuchs. Festgehalten wurde, welche Objekte und wie lange diese erfasst wurden. Das Ergebnis zeigte, dass diejenigen die mit einer Kamera ausgestattet waren, die Bilder länger und häufiger betrachteten als andere Dinge im Raum. Zudem wurde das Ergebnis von der Studie oben bestätigt, hier gefiel den „Fotografen“ der Tag ebenfalls besser als denjenigen ohne Kamera. Dieser Effekt blieb selbst eine Woche später bei der Nachbefragung noch erhalten.

Achtsamkeitsforscher Stefan Schmidt vom Universitätsklinikum Freiburg erklärt das so: „Konzentrieren wir uns sehr stark auf eine Beobachtung, wenn wir etwa vorhaben, den perfekten Moment für ein Foto abzupassen, treten wir automatisch in intensiveren Kontakt mit dem gegenwärtigen Erleben.“ 
Der Effekt verschwindet allerdings sobald wir aktiv in ein Geschehen eingebunden sind, d.h. sobald ich bei einem Kochkurs im Urlaub teilnehme bin ich so involviert und aktiv im Geschehen das Fotografieren nur störend wäre. Der positive Effekt wird ebenfalls verringert, wenn Probanden sofort eine Auswahl der besten Bilder treffen sollten. 

„Bloßes Fotografieren lenkt nicht zu sehr ab“, so Diehl. „Versende ich das Bild aber gleich bei WhatsApp oder lege einen Filter darüber, stört das den Genuss“

Fazit für mich:

– Das Fotografieren trägt dazu bei den Moment intensiver wahrzunehmen und zu genießen. 

– Ich würde nicht behaupten das ich mehr Spaß als meine Mitreisenden habe aber mindestens genauso viel.

– Man wird mich weiterhin nicht ohne meine Kamera antreffen.

– Im Hier und Jetzt zu sein ist die beste Wahl. Versenden und hochladen der Fotos passiert frühestens am Abend im Hotel oder zu Hause.

Was haltet ihr davon? Kanntet ihr die Studie oder den Artikel?

Schreibe einen Kommentar